Freudenthal und sein Glas
Die Entstehung der Glasfabrik
Kaiser Rudolf II. war bei Johann Khevenhüller tief verschuldet und bot ihm die Besitzungen der Herrschaft Attergau zum Kauf an.
Johann Khevenhüller erwarb am 1. Juni 1581 die Herrschaft und wurde in den Grafenstand erhoben. Die Herrschaften Frankenburg, Kammer und Kogl wurden zur Grafschaft Frankenburg zusammengelegt.
1716 ließ Reichsgraf Franz Ferdinand Khevenhüller im waldreichen Talschluss des Sprenzlbaches eine Glashütte errichten.
Erzeugnisse und Absatzgebiete
Hohlglas für Apotheken, Drogerien und Kosmetikfirmen, für gastgewerbliche Betriebe, Brauereien, Konserven- und Sodawasserfabriken; Haushalts- und Geschenkartikel; Beleuchtungskörper; Glas für den religiösen Gebrauch; feinstes Kristall- und Farbglas; gewöhnliches Weiß-, Grün-, Braun- und Hyalitglas. Ab 1893 wurden nur noch Medizin- und Apothekengläser erzeugt.
Das Absatzgebiet erstreckte sich auf die meisten Länder der Donaumonarchie, ab 1918 auf das Öst. Bundesgebiet. Zudem wurden verschiedene europäische Staaten beliefert.
350 – 400 Apotheken Österreichs bezogen Gläser aus Freudenthal, u. a. auch die Hofapotheke in Wien.
Die Glasfabrik Freudenthal hatte Niederlassungen in Wien (Lilienbrunngasse und Kleine Sperlgasse). Belieferung des Öst. Kaiserhauses.
Bemerkenswerte Stationen der Freudenthaler Geschichte
1719 Die Glashütte wird zum ersten Mal „Freudenthal“ genannt. Vorher hieß es nur einfach „An der Glashütte“.
1728 Johann Wolfgang Schmaus erweitert das Betriebsgelände, lässt Arbeiterhäuser bauen und eine Kapelle errichten
1838 Wenzel Stimpfl erweitert den Betrieb durch eine eigene Glasschleiferei in Steinwand, welche 1849 einem Brand zum Opfer fällt.
1865 Im Landgut Schloss Stauf in Frankenmarkt wird eine neue Glasschleiferei eingerichtet.
1878 – 1954 eigenes Postamt in Freudenthal
1893 Durch einen Brand wird das gesamte Fabriksgebäude eingeäschert. Der
Wiederaufbau in Frankenmarkt wird vom dortigen Gemeinderat aus politischen Gründen verhindert.
Neuerrichtung der Fabrik in Freudenthal;
1893 und 1913 werden Freudenthaler Glasprodukte bei int. pharmazeutischen Ausstellungen mit Goldmedaillen und Ehrendiplomen ausgezeichnet.
1932 –1937 Weltwirtschaftskrise; Absatzschwierigkeiten; zeitweise Einstellung der Glasproduktion;
25. März 1942 letzter Arbeitstag in der Glasfabrik Freudenthal
Winter 1942 Einsturz des Fabriksdaches
Nach dem 2. Weltkrieg wird die Glasfabrik nicht wieder aktiviert und das Gebäude
1955 abgebrochen.
26.09.1970 Die am ehemaligen Fabriksgelände errichtete Glasmacher-Kapelle wird eingeweiht.
Freudenthaler Figurenflaschen
Trotz hochwertigster und kunstvollster Erzeugnisse wurde Freudenthal in unserem Jahrhundert durch die typischen „Freudenthaler Figurenflaschen“ bekannt. Sie dienten als Schnaps- oder Weinflaschen, hatten meist einen Zinnschraubverschluss und waren mit Figuren, Standessymbolen, Ornamenten und Sprüchen versehen. Eine frühe bildliche Darstellung von Figurenflaschen findet sich in der Abhandlung „Oberösterreichisches Hohlglas mit Emailfarbenbemalung“ von Alfred Walcher Ritter v. Moltheim (Wien, 1914), der seine Sammlung dem Volkskunde-Museum in Wien vermachte.
Eine große Anzahl von Freudenthaler Figurenflaschen befindet sich im Heimathaus Ried (Sammlung Feichtlbauer).
Der „Glaslpfarrer“
Konsistorialrat Johann Dopler wurde am 14. Mai 1916 in St. Marienkirchen an der Polsenz als siebentes von elf Kindern geboren.
Volksschule in St. Marienkirchen a. d. P., Kollegium Petrinum, Matura am Humanistischen Gymnasium Linz, Priesterseminar.
1941 – 1947 Eingezogen zur dt. Wehrmacht, russische Kriegsgefangenschaft
1949 Priesterweihe
1959 – 1997 Pfarrer in Weißenkirchen i. A.
Umfangreiche Forschungen betreffend eißenkirchner Heimatgeschichte und Familien, Entstehung der Sammlung „Freudenthaler Glas“; Herausgabe der Sammelbände „Hufnagl Geschichten“ und „Der Weißenkirchner Kalender 1994“
1973 Ehrenbürger der Gemeinde
1978 Konsistorialrat
1997 Ehrenring der Gemeinde
Ruhestand in Waizenkirchen
Würdigungstafel an der Außenwand des Glasmuseums
Das Museum
Von 1961 bis 1981 war die Glassammlung in einem kleinen Raum im Pfarrheim untergebracht.
14.08.1981 Eröffnung des 1. Museums; 9 Vitrinen im Verbindungsgang der Volksschule
1997/98 Vergrößerung der Ausstellungsfläche durch einen Anbau am Volksschulgebäude
Neugestaltung des Museums
Glasarbeiten: Thomas Hessler, OSB, Gut Aich b. St. Gilgen
Vitrinengestaltung: Ilse Bachmaier, Ried i. I.
Grafik: Renate Prochazka, Schlossmuseum Linz
Restaurierungen: RR Kons. Franz Bucar, Vöcklabruck
VD i. R. Josef und Waltraud Huber, Michaelbeuern
30. Mai 1999 Wiedereröffnung des Museums
Öffnungszeiten: Besichtigung des Museums nach vorheriger Vereinbarung im Gemeindeamt Tel: +43 7684 6355, E-Mail: gemeinde@weissenkirchen.ooe.gv.at; Führungen sind möglich.
Ausführliche Informationen über die Glasfabrik in Freudenthal und über das Museum „Freudenthaler Glas“ befinden sich mit zahlreichen Fotos im „Heimatbuch der Gemeinde Weißenkirchen i. A.“, das im Gemeindeamt Weißenkirchen i. A. käuflich zu erwerben ist.
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Weißenkirchen im Attergau 13
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Telefon +43 7684 6355
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